Der Klimawandel erfordert dringend eine umfangreiche Verkehrswende. Eine solche kann jedoch nachhaltig nur gelingen, wenn man die Kleinsten bereits in diese Thematik behutsam mit einbezieht. Aber kann das überhaupt ohne erhöhtes Risiko möglich sein, solange Radwege fehlen und die Verkehrsdichte immer weiter zunimmt? Hierzu veranstaltete die AKTIONfahrRAD zusammen mit der Initiative BiciBus aus Frankfurt auf der Fachmesse Eurobike eine Podiumsveranstaltung mit dem Thema: „Mit dem Rad zur Schule – eine gute Idee?“
Moderator Dirk Vielmeyer griff dann auch gleich mit der Frage nach dem erhöhten Unfallrisiko auf. Sei es wirklich so, dass für Schülerinnen und Schüler, die mit dem Rad zur Schule fahren, eine erhöhte Unfallgefahr existiere?
Heiner Sothmann von der Deutschen Verkehrswacht hatte scheinbar schon die Frage erwartet und zitierte aus dem Bericht des Statistischen Bundesamtes. Das hatte 2014 die Zahlen beim Schulweg verletzter Sechs- bis Neunjähriger ermittelt. Traurige Spitzenreiter der Zählung blieb mit rund 3.087 Verletzten die Autokinder. Unter Fußgängern gab es nur 2.336 Verletzte, unter Radfahrern waren es mit 1.829 noch weniger. Verursacher vieler Unfälle sind oft die autofahrenden Eltern. Da werden in der morgendlichen Hektik Kinder übersehen oder riskante Park- oder Wendemanöver gehen schief und es kracht. Das Elterntaxi ist also das unfallträchtigste Verkehrsmittel auf dem Weg von und zur Schule.
Die Sicherheit auf dem Schulweg war auch Thema weiterer Diskussionsteilnehmer. So zeigte Klaus Markl von der Initiative BiciBus auf, dass der BiciBus eine Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler sein kann, um möglichst gefahrlos zur Schule zu kommen. Bei dieser Aktion versammeln sich die Schulkinder an sogenannten „Haltestellen“ und fahren dann gemeinsam zur Schule. Insbesondere Frankfurt könnte hier ein Vorreiter sein, weil viele Schulen in einem Ring liegen. Schulen könnten dann nacheinander vom BiciBus angesteuert werden.
Die Vermittlung von Sicherheit auf dem Fahrrad muss nach Axel Böse von der AKTIONfahrRAD bereits ab der 1. Klasse in der Grundschule beginnen. Hier könnte im geschützten Raum des Schulhofes das Fahrradfahren erlernt werden. In der 3. Klasse könnte dann die Führerscheinprüfung erfolgen, damit die Schulkinder noch in der 4. Klasse die Möglichkeit haben, Ihre Schule mit dem Rad zu erreichen. Die heutige Führerscheinprüfung in der 4. Klasse sieht er als zu spät an, da gleich nach Erhalt des Führerscheins der Schulwechsel ansteht und viele Schulkinder dann das Radfahren wieder aufgeben.
Ute Barthel von der Deutschen Sportjugend hob die Gesundheitsprophylaxe hervor und betonte, dass gerade der Radweg morgens zur Schule immens wichtig für die Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler im nachfolgenden Unterricht sei.
Dr. Daniela Mehler-Würzbach von der Stadt Frankfurt machte auf die Konkurrenzsituation im Verkehrsraum aufmerksam. Viele Verkehrsteilnehmer hätten gar nichts gegen neue Radwege oder der Umnutzung von Autostraßen zu Radstraßen, solange der Verkehrsraum und hier insbesondere die Parkmöglichkeiten für die Autos in etwa gleichbleibe. Das sei aber nicht immer möglich. Einigkeit bestand darin, dass es heute einfach noch viel zu wenige sichere Fahrradwege zur Schule gäbe. Hier sei die Politik dringend aufgerufen, nachzubessern.
Als Diskussionsteilnehmer hatten sich (auf dem Bild von links nach rechts) Heiner Sothmann (Deutsche Verkehrswacht), Klaus Markl (BiciBus Frankfurt), Sofrony Riedmann (Landesgeschäftsführer ADFC Hessen), Ute Barthel (Sportwissenschaftlerin und Ressortleiterin der Deutschen Sportjugend (DSJ), Moderator Dirk Vielmeyer (WICYCLE Projekt-Atelier & Moderation), Dr. Daniela Mehler-Würzbach (Stadtverordnete und Mitglied des Verkehrsausschusses der Stadt Frankfurt) und Axel Böse (Beiratsmitglied der AKTIONfahrRAD) auf dem Podiums auf dem Mainkai in Frankfurt eingefunden.